Den Unterschied zwischen unserer Angststimme und unserer intuitiven Stimme zu kennen ist eine Fähigkeit, die stärkt und beflügelt. Denn Angst lähmt. Intuition lässt uns jedoch handeln, weil sie uns eine Richtung angibt.
Woher weiss man, ob ein mulmiges Gefühl Angst vor etwas ist oder unsere Intuition, die uns vor einem Fehler bewahren will? Es macht einen Unterschied, was mich zu einer Entscheidung führt oder davon abhält. Denn Angst lähmt. Sicherlich kennt jeder den Satz, dass man weniger die Entscheidungen bereut, die man gefällt hat, als diejenigen, die man nicht gefällt hat. Nicht-Entscheiden führt allzu oft zum „Hätte ich nur“, das einen schalen Geschmack im Mund hinterlässt und frustriert.Zu lernen, auf unsere intuitive Stimme und nicht auf unsere Angststimme zu reagieren, erfordert Übung und Vertrauen. Je öfter wir uns bewusst dafür entscheiden, unserem inneren Wissen zu vertrauen und uns nicht von Angst übermannen zu lassen, desto mehr Vertrauen gewinnen wir in uns selbst.
Was genau ist der Unterschied zwischen Intuition und Angst?
Unsere Angststimme ist wie ein geschwätziges Durcheinander in unserem Kopf. Da wechseln sich munter Selbstzweifel, Erinnerungen an vergangene Schwierigkeiten, unser innerer Kritiker und Visionen von zukünftigen Stolperfallen ab. Das hat nichts mit strategischem Denken oder gesundem Menschenverstand zu tun. Stattdessen haben wir eine Art Teufelchen im Hirn, das uns Bedenken zuflüstert, um uns vom Kurs abzubringen.Unsere Angststimme ist eng mit dem Bereich der Selbstsabotage verbunden. Sie kann dazu führen, dass wir keine Entscheidung treffen oder unsere Angst als Entscheidungsgrundlage nehmen. Eine Folge davon ist, dass wir immer wieder in der gleichen Situation landen, auch wenn wir eigentlich etwas anderes wollten. Unbewusst folgen wir einem alten Muster und lassen uns zusätzlich auch noch von unserer Angststimme kontrollieren. Ein sehr typisches Beispiel für diesen Teufelskreis ist, dass man immer wieder über dieselben Hindernisse stolpert oder sich verwundert fragt, wieso man ein sicheres Händchen für Partner hat, die einen schlecht behandeln.
Bewusstheit schaffen!
Es ist keine Lösung, Angst zu verdrängen oder zu betäuben. Erstens ist das ständige Abwehren kraftraubend. Zweitens birgt es die Gefahr, dass wir unseren Emotionen irgendwann auf andere Weise Luft machen, sei es durch plötzliche Gefühlsausbrüche oder durch körperliche Beschwerden. Drittens kann eine allzu ablehnende bis panische Haltung gegenüber schlechten Gefühlen dazu führen, dass sie sich verstärken. Dann wird aus dem punktuellen Gefühl am Ende noch ein Dauerzustand, also eine Stimmung.
Ein Gegenmittel dafür ist es, Bewusstheit für seine Angst zu schaffen. Das klingt paradox, funktioniert aber. Sobald wir uns dessen bewusst sind, dass wir gerade „nur“ ein Gefühl verspüren, verliert dieses einen Grossteil seiner Zugkraft. Bewusstheit für unsere Gefühle zu schaffen bewahrt uns davor, uns von unseren Gefühlen übermannen und in den Bann ziehen zu lassen, denn das gefährdet unsere seelische Gesundheit. Sich in ein Gefühl hineinzusteigern schränkt unsere Realitätswahrnehmung massiv ein. Das wiederum verringert unser Denkvermögen und das Entwickeln von Handlungsalternativen.
Stellen Sie Fragen!
Eine Möglichkeit, sich mit der Angst auseinanderzusetzen und der Intuition Gehör zu verschaffen, ist es, sich Fragen zu stellen. Zum Beispiel: „Was wäre, wenn mein Vorhaben funktioniert?», „Welche realistischen Risiken birgt dieser Schritt?“, oder: „Was könnte wirklich schlimmstenfalls passieren?“
Den Geist zur Ruhe kommen lassen
Eine weitere Hilfe, um die Angst wahrzunehmen und sachlich einzuschätzen, ist es, den Geist zur Ruhe kommen zu lassen. Der Volksmund sagt nicht umsonst: „In der Ruhe liegt die Kraft.“ Angst, Nervosität oder Stress würgen den Zugang zu unserer Intuition ab. Das ist tragisch, denn genau die brauchen wir, wenn wir frustriert oder gestresst sind.So wie wir Menschen verschieden sind, so unterschiedlich sind die Wege, zur Ruhe zu kommen. Das kann Sporttreiben oder ein Konzertbesuch sein, aber auch Wandern oder Meditieren. Eine einfache und schnelle Möglichkeit ist es, auf den Atem zu achten.
Einfache Atemübung, um in die Ruhe zu kommen
Setzen Sie sich bequem hin, und legen Sie Ihre dominante Hand auf den Bauch in Höhe des Bauchnabels. Beginnen Sie nun, im 4-6-8-Rhythmus zu atmen:• Zählen Sie beim Einatmen bis vier.• Halten Sie die Luft an, und zählen Sie dabei bis sechs.• Atmen Sie dann langsam aus, und zählen Sie dabei bis acht.Kommen störende Gedanken, dann würgen Sie sie nicht ab. Lassen Sie sie einfach aufsteigen und wie Wolken weiterfliegen. Haben Sie Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, dann fokussieren Sie sich entweder auf Ihren Atem, zum Beispiel wie er durch die Nase ein- und ausströmt, oder auf die Hand, die auf Ihrem Bauch liegt. Wie fühlt sie sich an? Welche Wärme strahlt sie aus? Können Sie sich auf das Fühlen der Handinnenfläche konzentrieren?Sie können auch das Zählen weglassen und stattdessen kurze Sätze wie Mantras wiederholen, z.B.: „Ich erlaube mir Seelenfrieden“, oder: „Ich vertraue auf meine innere Stärke.“ Sie können sich auch auf ein Wort konzentrieren und diesen Begriff bei jedem Ausatmen nennen. Nutzen Sie auch Ihre Vorstellungskraft, und stellen Sie sich Ihre Gedanken oder Sätze bildlich vor.
Mit Geduld gegen das Gedankenkarussell
Sie finden umso leichter heraus aus der Angst, je öfter Sie sich in Entspannung üben. Je ruhiger wir sind, desto leichter hat es unsere innere Stimme, von uns gehört zu werden. Sinnvoll ist es deshalb, täglich und am besten immer zur gleichen Zeit eine Atemübung, Meditation oder sonstige Entspannungsübung durchzuführen.
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