Die Weltgesundheitsorganisation hat Burnout aktuell als Syndrom definiert, das im Zusammenhang mit Belastungen bei der Arbeit steht. Seit Mai 2019 stuft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Burnout als Faktor ein, der die Gesundheit beeinträchtigt. Bisher war der Begriff Burnout nicht im Katalog der 55.000 Krankheiten, Symptome und Verletzungsursachen aufgelistet. Chronischer Stress am Arbeitsplatz kann zu einer negativen Einstellung zum Job und geringerer Leistungskraft führen, lautet nun unter anderem die neue WHO-Definition.
194 Mitgliedstaaten der WHO haben eine überarbeitete Version des internationalen Klassifikationssystems der Krankheiten, ICD-11 (Katalog der anerkannten Krankheiten), verabschiedet. Dieser enthält nun auch die Definition und Einschränkungen von Burnout. Es handelt sich dabei nicht um eine Krankheit, sondern um ein “berufliches Phänomen”, das sich auf den Gesundheitszustand auswirken kann. Burnout wird demnach aktuell definiert als “ein Syndrom, das als Folge von chronischem Stress am Arbeitsplatz auftritt, der nicht erfolgreich bewältigt wurde.”
Problematisch bei der Diagnostik des Burnout-Syndroms war bislang, dass keine einheitliche Definition des Syndroms vorlag. Weder in der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten, 10.Revision (ICD-10) und auch nicht im unlängst überarbeiteten Diagnostischen und Statistischen Handbuch psychischer Störungen (DSM-V), wurde Burnout als eine abgrenzbare Diagnose aufgeführt (4). In der klinischen Praxis wurden dementsprechend Therapien eingeleitet, indem auf andere Diagnosen z. B. Depression ausgewichen wurde.
Burnout - Der Begriff beschreibt ein Syndrom mit vielen Gesichtern. Der aus dem Englisch stammende Terminus bedeutet so viel wie "ausbrennen". Betroffene leiden dabei unter Symptomen wie Überforderung, Angstzuständen, Erschöpfung oder Schlaflosigkeit. Das Burnout-Syndrom ist in der Öffentlichkeit seit Jahren sehr präsent und gehört nach wie vor zu den wichtigsten Ursachen einer Arbeitsunfähigkeit (1). In der wissenschaftlichen Literatur wurde unter Burnout bisher überwiegend ein arbeitsbezogenes Syndrom verstanden, welches sich aus den Dimensionen emotionale Erschöpfung, Depersonalisation oder Zynismus und verminderte Leistungsfähigkeit zusammensetzt.
Fehltage durch Burnout
Laut einer DAK-Sonderanalyse zu psychischen Erkrankungen entfielen auf 100 DAK-Versicherte 4,3 Fehltage wegen Burnout. Obwohl die Ausfalltage durch Burnout innerhalb der letzten Jahre um etwa 60 Prozent gesunken sind, kann trotzdem keine Entwarnung gegeben werden. Die Themen Burnout und Überforderung am Arbeitsplatz sind immer noch ernstzunehmende Probleme in unserer Gesellschaft. Eine Umfrage der provona BKK aus dem April 2018 unterstreicht diese Sichtweise. Laut dieser Studie fühlen sich neun von zehn Arbeitnehmer in Deutschland von ihrer Arbeit gestresst. Jeder zweite Bürger sieht sich gar von einem Burnout bedroht und 60 Prozent der Befragten leiden zumindest zweitweise an typischen Symptomen des Burnout-Syndroms, wie beispielsweise innere Anspannung, Schlafstörungen oder Lustlosigkeit. Tatsächlich kann die Diskrepanz zwischen offiziell gesunkenen Ausfalltagen auf Grund des Burnout-Syndroms, bei doch nach wie vor bestehenden hohen subjektiven Leidensdrücken am Arbeitsplatz in der Bevölkerung, durch Feinheiten in der Diagnostik psychischer Erkrankungen erklärt werden. Durch chronischen Stress verursachte psychische Erkrankungen werden aktuell häufig als Depression oder Anpassungsstörung erkannt und behandelt. Die Zahl der Fehltage, die durch Depressionen verursacht wurden, stiegen nämlich im gleichen Zeitraum um 41 Prozent an.
Der Anteil psychischer Erkrankungen an Arbeitsunfähigkeitstagen beträgt laut Statista fast 17 Prozent. Tatsächlich blieben 2016 zwar weniger Arbeitnehmer auf Grund psychischer Erkrankungen der Arbeit fern, im Einzelfall dauerte die Arbeitsunfähigkeit jedoch länger an. Insgesamt wurden bei Frauen 60 Prozent mehr Fehltage durch psychische Erkrankungen diagnostiziert als bei Männern. Damit belegten bei Frauen erstmals die seelischen Erkrankungen Platz eins in der Liste der häufigsten Ursachen für eine Arbeitsunfähigkeit, noch vor Erkrankungen des Muskel-, bzw. Skelettsystems. Bei Männern verblieben die Muskel-Skeletterkrankungen an der Spitzenposition. Es gab noch nie so viele Ausfalltage im Job wegen psychischer Erkrankungen: Mit rund 246 Fehltagen je 100 Versicherte waren psychische Erkrankungen 2016 auf dem Höchststand. 1997 waren es noch 77 Tage, damit hat sich die Zahl der Fehltage in den letzten 20 Jahren mehr als verdreifacht.
Kann Burnout diagnostiziert werden?
Burnout wird derzeit überwiegend über Selbstbeurteilungsbögen gemessen (1). Besondere Vorsicht gilt dabei jedoch den zahllos im Internet veröffentlichten Selbsttests, welche häufig keinen seriösen Hintergrund aufweisen und selbstredend keine ärztliche Untersuchung oder Diagnose ersetzen können. Eine ärztliche Expertise ist aber zwingend erforderlich, da ein Burnout-Syndrom mit depressiven Grunderkrankungen einhergehen kann, die primär medizinischer Abklärung und Behandlung bedürfen (2). Bestimmte Testverfahren sind aber durchaus wissenschaftlich fundiert und finden in der professionellen Diagnostik eines Burnout-Syndroms Anwendung (1), (7), (4), (8). Im angloamerikanischen Raum sind zur Messung von Burnout zahlreiche Fragebögen und Checklisten veröffentlicht. Aus dieser Vielzahl von Instrumenten beschreiben wir hier einige genauer:
- Das Maslach Burnout Inventar (MBI)
- Tedium Measure (TM)
In 90% der Fälle liegt in der empirischen Burnout-Forschung das MBI als Messinstrument vor. Im deutschsprachigen Raum wird das Diagnostikinstrument
• AVEM (Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster)
in den letzten Jahren u.a. als Vorhersageinstrument für ein drohendes Burnout verstärkt eingesetzt und wird deshalb ebenfalls vorgestellt.
- Die Burnout-Screening-Skalen (BOSS)
Der Vollständigkeit halber sind hier noch drei weitere wissenschaftliche Testverfahren erwähnt, auf die aber nicht näher eingegangen wird:
- OLBI (Oldenburg Burnout Inventar) von Demerouti (1999)
- HBI (Hamburger Burnout Inventar) von Burisch (2005)
- CBI (Copenhagen Burnout Inventory) von Kristensen et al. (2005)
Das Maslach Burnout Inventory (MBI-GS)
Das Konstrukt Burnout kann durch die deutsche Version des Maslach Burnout Inventory erfasst werden. Das Verfahren ermöglicht eine Messung der drei Komponenten von Burnout. Die Items werden nach Häufigkeit eingestuft. Burnout ("Ausbrennen") wurde zuerst bei helfenden Berufen beschrieben. Für Berufe außerhalb der Humandienstleistung steht eine allgemeine Fassung, das MBI-General Survey mit 16 Items zur Verfügung. Das MBI-GS umfasst drei Subskalen mit insgesamt 16 Items:
Erschöpfung:
Diese Skala misst die Ermüdung bzw. Erschöpfung einer Person und umfasst Items wie “Ich fühle mich durch meine Arbeit gefühlsmäßig erschöpft“.
Distanziertheit/Zynismus:
Diese Skala erfasst die Gleichgültigkeit bzw. die distanzierte Haltung einer Person gegenüber der Arbeit. Sie umfasst Items wie “Ich möchte nur meine Arbeit tun und in Ruhe gelassen werden“.
Berufliche Wirksamkeit:
Anhand dieser Skala werden soziale als auch nichtsoziale Aspekte beruflicher Fähigkeiten einer Person gemessen. Beispielitem: “Bei meiner Arbeit bin ich sicher, dass ich die Dinge effektiv erledige“. Hohe Werte auf den Skalen “Erschöpfung“ und “Distanziertheit/Zynismus“ und niedrige Werte auf der Skala “Berufliche Wirksamkeit“ können als Indikatoren für Burnout erachtet werden. Man geht davon aus, dass höhere Ausprägungen im Bereich der “Erschöpfung“ mit höheren Ausprägungen im Faktor “Distanziertheit/Zynismus“ einhergehen. Letzterer kann als dysfunktional betrachtet werden, da er die offensive Bewältigung beruflicher Probleme erschwert und in einer verminderten “Beruflichen Wirksamkeit“ resultiert. Das Maslach Burnout-Inventar (MBI) ist ein Selbstbeschreibungs-Fragebogen. Mit Hilfe dieses Fragebogens kann allerdings nur ein bereits vorliegendes Burnout-Syndrom erfasst werden. Es kann keine Vorhersage für ein drohendes Burnout getroffen werden.
Was misst der MBI genau?
Bei den folgenden Aussagen zur Dimension emotionale Erschöpfung soll angekreuzt werden soll, wie oft etwas vorkommt (einige Male im Jahr, einmal im Monat, einige Male im Monat, einmal pro Woche, einige Male pro Woche oder täglich):
- Ich fühle mich von meiner Arbeit ausgelaugt
- Am Ende des Arbeitstages fühle ich mich erledigt
- Ich fühle mich müde, wenn ich morgens aufstehe und wieder einen Arbeitstag vor mir habe
- Den ganzen Tag mit Leuten zu arbeiten, ist wirklich eine Strapaze für mich
- Durch meine Arbeit fühle ich mich ausgebrannt
- Meine Arbeit frustriert mich.
- Ich glaube, ich strenge mich bei meiner Arbeit zu sehr an.
- Mit Menschen in der direkten Auseinandersetzung arbeiten zu müssen, belastet mich zu sehr.
- Ich glaube ich bin mit meinem Latein am Ende
Es gibt mehrere Dimensionen, die erfragt werden, beispielsweise die Dimension einer reduzierten Leistungsfähigkeit und die Dimension Depersonalisierung. Ob mit diesem Instrument Burnout wirklich diagnostiziert werden kann, ist anhand bislang vorliegender Studien allerdings nicht verlässlich zu beantworten. Generell gibt es bislang keine validen Diagnosekriterien. Folglich liegt es gegenwärtig im ärztlichen Ermessen, Burnout zu diagnostizieren und entsprechende Therapien einzuleiten.
Das Tedium Measure (TM) Auch dieser Test wurde von Christina Maslach, diesmal in Zusammenarbeit mit Ayla Pines entwickelt. Hier beantwortet der Betroffene 21 Fragen nach seiner körperlichen, emotionalen und geistigen Befindlichkeit. Die Antworten werden mit einer Skalierung von 1 (= niemals) bis 7 (= immer) gewertet. Am Ende des Tests werden die genannten Antwortwerte zusammengezogen und mithilfe einer Formel wird ein sogenannter „Überdrusswert“ ermittelt. Je nachdem, wo dieser Wert liegt, kann der Anwender erkennen, in welchem Stadium des Burnout-Syndroms sich der Betroffene befindet. Die folgende deutsche Fassung stammt von Pines et.al:
Bitte beantworten Sie nach der folgenden Skala, ob Sie
- müde sind
- sich niedergeschlagen fühlen
- einen guten Tag haben
- körperlich erschöpft sind
- emotional erschöpft sind
- glücklich sind
- „erledigt“ sind
- „ausgebrannt“ sind
- Unglücklich sind
- sich abgearbeitet fühlen
- sich befangen fühlen
- sich wertlos fühlen
- überdrüssig sind
- bekümmert sind
- über andere verärgert oder enttäuscht sind
- sich schwach und hilflos fühlen
- sich hoffnungslos fühlen
- sich zurückgewiesen fühlen
- sich optimistisch fühlen
- sich tatkräftig fühlen
- Angst haben.
Dieses Verfahren wird allerdings kritisch gesehen, da die Normwerte nicht an einer repräsentativen Stichprobe erhoben worden sind. Der Vorteil dieses Instruments liegt in seiner Ökonomie, es ermöglicht eine schnelle „Selbstdiagnose“ und Auswertung.
Fragebogen zum Arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM)
Als gutes Vorhersageinstrument für ein drohendes Burnout wird der Fragebogen zum Arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM) eingesetzt. AVEM (Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster) ist ein mehrdimensionaler persönlichkeitsdiagnostischer Test, mit dem differenzierte Selbsteinschätzungen zum Verhalten und Erleben in Bezug auf die Arbeitstätigkeit erhoben werden können. Das Verfahren eignet sich besonders für Fragestellungen der Personalentwicklung und Arbeitsgestaltung unter gesundheitlichen Aspekten. Der Einsatz ist in allen beruflichen Bereichen möglich. Darüber hinaus bietet sich die Anwendung in der beruflichen Rehabilitation an. Die Belastbarkeit in Stresssituationen und unser Umgang damit spielen eine große Rolle hinsichtlich unseres Verhaltens und des Erlebens der eigenen Arbeitstätigkeit. Stress kann sich in unterschiedlichsten Reaktionen von Furcht über Ärger bis hin zu Müdigkeit, Hilflosigkeit und Niedergeschlagenheit äußern. Grundsätzlich sind im beruflichen Alltag eigene Einstellungen, Erwartungshaltungen und Befürchtungen zentrale Aspekte, die unser Verhalten und Erleben beeinflussen. Zu hohe persönliche Erwartungen, das Nichterreichen gesteckter Ziele, ständige Frustration und Überforderung können zu beruflicher Erschöpfung führen. AVEM hilft, Mitarbeiter, die unter starker Belastung stehen oder von dem Burnout-Syndrom betroffen sind, frühzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Mit der dritten Auflage (2008) wird neben der Standardform mit 66 Items eine Kurzform mit 44 Items bereitgestellt (AVEM-44).
Diagnostik beruflicher Beanspruchung und Intervention
AVEM ist für vielfältige Fragestellungen im Kontext von Arbeit und Gesundheit einzusetzen. Das Testverfahren beruht auf der Selbsteinschätzung des Mitarbeiters, der eine Reihe von Aussagen zum arbeitsbezogenen Verhalten und Erleben auf das Ausmaß Ihres Zutreffens hin bewertet. Jede Aussage ist einer von elf Skalen zugeordnet. Das individuelle Profil, das sich mit Hilfe einer computergestützen Auswertung daraus ableitet, gibt Aufschluss darüber, ob ein Mitarbeiter aufgrund seiner Testergebnisse zu einem eher gesundheitsfördernden oder -gefährdenden Verhaltens- und Erlebensmuster neigt. Neben der Früherkennung gesundheitlicher Risiken bietet sich AVEM für die Ableitung präventiver Maßnahmen an. Die Ergebnisse des Verfahrens eignen sich zur personenbezogenen Intervention (etwa durch Unterstützung von Beratung, Coaching, Supervision, etc.) aber auch zur bedingungsbezogenen Intervention (wenn ganze Arbeitsbereiche einbezogen werden und dadurch gesundheitsfördernde Organisationsgestaltung möglich wird). Bei der Konstruktion des Verfahrens wurde ein breites Merkmalsspektrum des Verhaltens und Erlebens gegenüber der Arbeit berücksichtigt. Die 11 Dimensionen des AVEM messen:
- Das berufliche Engagement: - Subjektive Bedeutsamkeit der Arbeit - Beruflicher Ehrgeiz - Verausgabungsbereitschaft - Perfektionsstreben - Distanzierungsfähigkeit
- Die Fähigkeit zur Stressbewältigung - Resignationstendenz bei Misserfolgen - Offensive Problembewältigung - Innere Ruhe und Ausgeglichenheit
- Die Gefühlslage - Erfolgserleben im Beruf - Lebenszufriedenheit - Erleben sozialer Unterstützung Der Fragebogen ermöglicht die Zuordnung eines Befragten zu einem der vier Persönlichkeitsmuster, die jeweils bestimmte Charakteristika aufweisen:
- Muster G (Gesundheitsideal) - Hohes berufliches Engagement - Ausgeprägte Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen - Positives Lebensgefühl
- Muster S (Schonungstyp) - ausgeprägte Schonungstendenz gegenüber beruflichen Anforderungen - geringes Engagement - positives Lebensgefühl
- Risikomuster A: - exzessives Engagement (Selbstüberforderung) - verminderte Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen - eher eingeschränktes Lebensgefühl
- Risikomuster B (Burnout) - vorherrschendes Erleben von Überforderung - Erschöpfung und Resignation
Ökonomische und differenzierte Durchführung sowie Auswertung
Mit der dritten Auflage wird zusätzlich zur bisherigen Standardform mit 66 Items auch eine Kurzform mit 44 Items bereitgestellt (AVEM-44). Die Standardform ist bevorzugt für individualdiagnostische Fragestellungen gedacht, die Kurzform vor allem für Studien mit größeren Personenzahlen, bei denen gruppenbezogene Aussagen gewünscht sind. Die Durchführung und Auswertung des Verfahrens ist ökonomisch.
Die Burnout-Screening-Skalen (BOSS)
Die Burnout-Screening-Skalen (BOSS) sind Selbstbeurteilungsverfahren, die bei einer Burnout-Problematik eingesetzt werden. Es gibt drei Fragebögen, die unabhängig voneinander genutzt werden. (BOSS I, II und III). Die Fragebögen BOSS I und BOSS II erfassen mit jeweils jeweils 30 Items psychische, physische und psychosoziale Beschwerden, die im Rahmen eines Burnout-Syndroms auftreten. BOSS I erfragt Beschwerden im Bereich Beruf, Eigene Person, Familie und Freunde. BOSS II erfragt körperliche, kognitive und emotionale Beschwerden.
Was sind die Warnsignale für Burnout?
Die Anzeichen für das Vorliegen eines Burnout sind sehr vielfältig und beinhalten sowohl psychische als auch physische Symptome. Frühe Anzeichen können beispielsweise allgemeine Anspannung, Erschöpfung sowie Schlafstörungen, übermäßiges Grübeln und Selbstzweifel sein. Typischerweise kann auch ein deutlich vermehrtes und übersteigertes Engagement im Beruf in ein Burnout-Syndrom münden (1). Häufig reduziert sich das anfänglich vermehrte Engagement jedoch zunehmend. Im weiteren Verlauf können sich unter anderem Antriebslosigkeit, Interessenverlust, soziale Isolation, ein Abbau der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, Aggressionen und Ängste entwickeln (1). Oftmals geht das Burnout-Syndrom auch mit körperlichen Beschwerden einher, ohne dass für diese Symptome tatsächlich organische Ursachen zugrunde liegen. Man spricht in diesen Fällen von sogenannten psychosomatischen Beschwerden, die durchaus ernst zu nehmen sind, zeitnah ärztlich abgeklärt und psychologisch behandelt werden sollten (6). Zusätzlich können sich Suchtproblematiken entwickeln, welche zu einer weiteren Verschärfung der Situation beitragen können.
Der Grund für diese Überlastung ist die Art, wie wir heutzutage arbeiten. Wir beantworten auch am späten Abend noch E-Mails, arbeiten auch am Wochenende und lassen den Job auch im Urlaub nicht in Ruhe. Gefährdete Berufe sind besonders die helfenden Berufe: Pflege, Polizei, Sozialarbeit, gefolgt von Aufsichts- und Führungskräften im Gesundheitssektor und im Verkauf. Aber auch Existenzängste oder schlicht und einfach Druck im Job sind Auslöser. Es kann die Angst sein, den Job zu verlieren oder die ständige Sorge um die finanzielle Existenz. Ältere Angestellte belastet der ständige Konkurrenzkampf mit jüngeren Kollegen und mangelnde Wertschätzung ihrer eigenen beruflicher Erfahrung. Aber auch jüngere Menschen, die chronisch den Eindruck haben, nicht gut genug zu sein für den Job, sind gefährdet. Bei Berufsstartern sind die Risiken häufig befristete Jobs und oder zu geringe Entlohnung bei viel Verantwortung und hohem zeitlichen Engagement.
Jedoch tragen auch persönliche Charaktereigenschaften und Attribute zu einer gesteigerten Vulnerabilität bei. Besonders gefährdete Personen haben oft hohe, manchmal gar unrealistische Erwartungen an sich selbst. Sie sind über die Maße ehrgeizig, haben ein großes Bedürfnis nach Anerkennung und räumen der Arbeit einen sehr hohen Stellenwert in ihrem Leben ein (1).
Allerdings gibt es durchaus Faktoren, welche vor der Entwicklung eines Burnout-Syndroms schützen (9).
Zwei von drei Personen können beruflichen oder privaten Stress gut ausgleichen und sind tendenziell ungefährdet, sie bekommen keinen Burnout, sondern kompensieren den Stress und erholen sich immer wieder. Aber 30 % weisen Tendenzen auf, einen behandlungsbedürftigen Burnout zu erleiden. Wenn man sich wochenlang müde, kraftlos und erschöpft fühlt, unter Schlafstörungen leidet und kaum Eigeninitiative zeigt, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen, denn dann könnte schon ein Burnout vorliegen.
Quellen:
(1) https://www.aerzteblatt.de/archiv/113220/Modediagnose-Burn-out
(2) https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/67790/Burnout-Fehltage-bei-DAK-Versicherten-um-60-Prozent-zurueckgegangen
(3) https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/92312/Jeder-Zweite-fuehlt-sich-von-Burnout-bedroht
(4) Renzo Bianchi, Irvin Sam Schonfeld, Eric Laurent. Burnout-depression overlap: A review, Clinical Psychology Review, Volume 36, 2015, Pages 28-41.
(5) https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/72732/Psychische-Erkrankungen-Fehltage-erreichen-Hoechststand
(6) Engebretsen KM. Suffering without a medical diagnosis. A critical view on the biomedical attitudes towards persons suffering from burnout and the implications for medical care. J Eval Clin Pract. 2018;1-8
(7) http://www.psychotherapie.uni-wuerzburg.de/termine/dateien/Schaarschmidt180407_AVEM.pdf
(8) John K. Stout and John M. Williams. Comparison of Two Measures of Burnout. Psychological Reports, Vol 53, Issue 1, Pages 283 - 289.
(9) https://www.pronovabkk.de/service/aktuelle-themen/mit-resilienz-gegen-burnout-f28484f8fc24febb
Bild: Benjamin Voros @unsplash.com
Autorin: 2012 Claudia Petschl. 2018 redaktionelle Anpassungen PEATS Redaktion