Ist es gesund, den Frust einfach wegzulachen?
„Lachen ist die beste Medizin“ – das sagt der Volksmund. Ergebnisse aus der Forschung zeigen, dass in dieser Weisheit tiefe Wahrheit steckt. Wer über eine humorvolle Lebenseinstellung verfügt, kommt über manch negatives Ereignis besser weg. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass man eine humorvolle Haltung trainieren kann.
William Fry, ein emeritierter Medizinprofessor an der Stanford University, konnte in seinen zahlreichen Studien belegen, dass eine humorvolle Einstellung präventiv gegen seelische und körperliche Erkrankungen wirken kann. Humor hilft den Umgang mit schwierigen Situationen zu erleichtern, negative Emotionen zu regulieren und neue Wege für bislang ungelöste Probleme zu finden. Für Frey, der als Gründer der Gelotologie (Wissenschaft vom Lachen) gilt, gehört Humor zu den wirksamen Mitteln zur Vorbeugung von Herzkrankheiten, Krebs, Depressionen und anderen stressbezogenen Krankheiten.
Humor ist evolutionär schon lange in uns angelegt
Wenn man Schimpansen, Orang-Utans, Bonobos oder Gorillas kräftig kitzelt, dann kichern und grunzen sie. Man geht davon aus, dass sich das Lachen in der Evolution als ein Grundelement der Kommunikation entwickelt hat. Selbst bei sogenannten Altweltaffen (Makaken, Lemuren, Krallenäffchen) ist schon ein Gesichtsmuskel entwickelt, mit dem sie die Mundwinkel nach oben ziehen können. Dieses Lächeln wird zur Beschwichtigung des Gegenübers eingesetzt.
Humor verbindet Menschen
Lachen ist ähnlich wie Gähnen ansteckend. Sofern beim (Gruppen-)Lachen nicht jemand durch Auslachen ausgegrenzt wird, hat Lachen eine sehr soziale Funktion. In der Humorforschung spricht man von vier unterschiedlichen Humorarten: verbindend, selbststärkend, aggressiv und selbstentwertend. Verbindender Humor hat die Kraft, Menschen zusammenzubringen. Dieser wohlwollende Humor ermöglicht einen angenehmen und entspannten Umgang mit anderen Menschen. Das heitere Lachen steckt an und schafft Gemeinschaft. Humor kann somit als universelle Sprache Menschen verbinden.
So gesund ist Lachen für unseren Körper
In einer Langzeitstudie an der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie verfolgte Sven Svebak mit seinem Team das Leben von mehr als 50.000 Norwegern über viele Jahre hinweg. Die Ergebnisse zeigen, dass Humor eine positive Wirkung auf die Lebensdauer hat. Menschen mit einer positiven Einstellung, gepaart mit Humor, wurden seltener krank und lebten bis zu 20 Prozent länger.
Lachen heilt und hält gesund
Studien belegen, dass Lachen die wichtigsten physiologischen Systeme fördert. Es wirkt positiv auf die Skelettmuskulatur und auf die Atmung, da es den Sauerstoffgehalt im Blut steigert und somit das Lungenvolumen erweitert. Beim Lachen erhöht sich der Herzschlag, der Kreislauf wird aktiviert, und der Blutdruck steigt.
Lachen verbessert zudem die Verdauung. Ein herzhaftes Lachen schüttelt den Körper, wodurch das Zwerchfell hüpft. Dadurch werden zum einen die inneren Organe des Verdauungstraktes massiert, zum anderen die Gallenproduktion angeregt.
Gleichfalls profitieren das Immun- und das Hormonsystem. Wenn wir lachen, wird unter anderem die Produktion der Stresshormone Adrenalin und Cortisol reduziert. Das Immunsystem wird gestärkt, indem sich das Immunglobulin im Speichel vermehrt, wobei diese Eiweisskörper die Immunabwehr verbessern.
Lachen setzt zudem das Schmerzempfinden herab, da es Endorphine freisetzt. Diese spielen eine wichtige Rolle in der Schmerzverarbeitung. Sie helfen dem Organismus bei der Bewältigung von physischem und psychischem Stress.
Humor stimuliert das Gehirn
Humor erreicht uns ganzheitlich – nicht nur unseren Körper, sondern auch unseren Geist. Humor ermöglicht uns, bekannte Zusammenhänge in einem neuen Licht zu sehen. Wer lacht, kann eingefahrene Denkmuster verlassen und hat die Möglichkeit, Probleme aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Lachen ermöglicht Selbstreflexion, was heilend wirken und Angst oder Unsicherheiten reduzieren kann. So schafft Humor neue Netzwerke und Muster in unserem Gehirn.
Ob Witz, komische Situation oder humorvolles Wortspiel − alle regen eine Region im präfrontalen Kortex (vorderen Stirnhirn) an, jenem Bereich des Gehirns, der auch dann reagiert, wenn wir uns wohlfühlen. Wenn wir lachen, wird zudem das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet, das auch für Euphorie sorgt.
Es scheint auch einen Zusammenhang zwischen Intelligenz und einem guten Sinn für Humor zu geben. Daniel Howrigan von der Universität von Colorado analysierte in einer Studie mit 185 Studierenden (115 Frauen, 70 Männer) sowohl die Persönlichkeit wie auch die Intelligenz der Probanden und fand heraus, dass diejenigen, die im Intelligenztest gut abschnitten, überdurchschnittlich humorvoll waren.
Kann man Humor antrainieren?
Es gibt zahlreiche Studien darüber, dass Humor zwar eine Charaktereigenschaft ist, aber auch erlernt und trainiert werden kann. Lachyoga, Humortrainingsprogramme oder Lachtherapien bieten hierzu professionelle Möglichkeiten. Unterstützen kann auch das Anlegen einer „Humorbibliothek“. Darin befinden sich Ihre liebsten Witze und alle Bücher, Videos, Podcasts usw., die Ihnen gute Laune machen und Sie zum Lachen bringen.
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