Warum Dankbarkeit ein Schlüssel zur Zufriedenheit ist
Dankbarkeit tut Körper und Seele gut, das haben Wissenschaftler untersucht und bestätigt. Studien internationaler Forscherteams zeigen, dass Dankbarkeit unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden wie auch unsere seelische Abwehrkraft stärkt und sogar die Heilung von Krankheiten begünstigen kann.
Schon als kleine Kinder lernen wir, dass man danke sagt, wenn man etwas bekommt. „Wie sagt man?“ – „Danke!“ Diese Situation kennt sicherlich jeder. Obwohl gut gemeint, wird diese Erziehungsmassnahme oftmals eher als Druck von aussen erlebt, so dass uns später als Erwachsenen das Wort danke zwar leicht über die Lippen geht, jedoch oftmals eher mechanisch oder reflexartig. Dabei hat das Gefühl echter Dankbarkeit wenig zu tun mit antrainierten Höflichkeitsfloskeln.
Gelebte Dankbarkeit schafft den Nährboden für Kreativität, bessere soziale Integration und Resilienz. Wer dankbar ist, kann positive Erfahrungen mehr geniessen und erlebt weniger negative Gefühle wie Eifersucht, Neid, Ärger oder Schuld. Wer dankbar ist, kann leichter mit Belastungen umgehen, hat ein höheres Selbstwertgefühl und verhält sich hilfsbereiter, was sich wiederum positiv auf seine sozialen Beziehungen auswirkt.
Dankbarkeit schützt das Herz
Paul J. Mills, Professor für Psychoneuroimmunologie und Psychosomatik an der University of California, entdeckte, dass Dankbarkeit die Gesundheit von Herzpatienten verbessert. An seiner Studie nahmen 186 Männer und Frauen teil, die unter einer Herzschwäche litten, welche zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei körperliche Symptome verursachte (Herzinsuffizienz im Stadium B). Ein Teil der Gruppe musste ein Dankbarkeitstagebuch führen, die Kontrollgruppe nicht.
Nach Abschluss der Studie konnte festgestellt werden, dass sich der Gesundheitszustand der Tagebuchgruppe verbessert hatte, wodurch ein Fortschreiten in Phase C verhindert werden konnte. Mills führt die positiven gesundheitlichen Effekte direkt auf die Dankbarkeit zurück und geht davon aus, dass Dankbarkeit den Vagusnerv im menschlichen Körper aktiviert. Dieser ist Teil unseres körpereigenen Ruhesystems, wodurch auch chronischer Stress gesenkt werden könnte.
Gut für Körper und Geist
Weitere wissenschaftliche Beobachtungen und Versuche legen nahe, wie gesund Dankbarkeitsübungen für Geist und Körper sind. So zeigen Studien, dass sich Bluthochdruck durch Dankbarkeitsübungen um 25 Prozent senken lässt.
Indem das Training der Dankbarkeit den Blick auf die Dinge verändert, optimistischer macht und dadurch das persönlich empfundene Glücksniveau hebt, können Antidepressiva bei leichten bis mittelschweren Depressionen ersetzt werden, und selbst posttraumatischer Stress lässt sich mit Dankbarkeitstrainings lindern.
Dankbarkeit lässt sich wie ein Muskel trainieren
Wissenschaftler der University of Indiana konnten nachweisen, dass die Wirkung von Dankbarkeitsübungen nach einiger Zeit sogar als neurobiologische Veränderung im Gehirnscan sichtbar ist. Psychologen an der Leuphana-Universität Lüneburg haben daher ein Onlinetraining entwickelt, das ihre Erwartungen deutlich übertroffen hat.
Eigentlich sollten die Dankbarkeitsübungen lediglich die Sorgen- und Grübelneigung der Teilnehmer reduzieren. Das Training wirkte sich jedoch auch positiv auf deren Zuversicht, Stressresistenz und Depressivität aus. Massgebend für diesen Erfolg ist, dass die Probanden ihre Fähigkeit verbessern, positive Dinge wahrzunehmen. Es ist fast unmöglich, zugleich pessimistisch und dankbar zu sein.
Dankbarkeit ist kein Zwangsoptimismus
Obgleich Dankbarkeit uns lehrt, nach dem Positiven Ausschau zu halten, darf sie nicht zum Optimismuszwang verkommen. Alles hat seine Zeit – auch Trauer, Frust, Ärger oder Enttäuschung. Eine Dankbarkeit, die man als Pflicht oder Schuldigkeit empfindet, ist keine. Das ist eher eine weitere Belastung.
Man kann dankbar sein, ohne dass der Blick von Positivismus vernebelt und die Sicht auf die Realität getrübt ist. Gelebte Dankbarkeit schafft ein ganzheitliches Bild der Wirklichkeit, in dem auch Negatives seinen Platz hat.
Vier Ideen für Dankbarkeitsübungen:
Dank ausdrücken – auch dann, wenn es scheinbar nicht nötig erscheint. Sicher, Speisen und Getränke zu bringen, ist die Aufgabe eines Kellners, für die er bezahlt wird – wieso nicht trotzdem danke sagen? Gleiches gilt für viele andere Berufe wie Ärztin, Florist, Haushaltshilfe, Strassenbauarbeiter – sie alle bekommen Geld für ihre Arbeit, dennoch kann man sich dafür bedanken, dass sie genau diese Aufgaben erledigen. Jemand öffnet Ihnen die Tür? Lädt Sie zum Kaffee ein? Wünscht Ihnen schöne Ferien? Auch wenn es selbstverständlich erscheint: danke sagen! Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Sie können persönlich vor Ort danke sagen, sich schriftlich bedanken (Postkarte, Dankesbrief, Mail, WhatsApp etc.) oder die Augen schliessen, den Menschen und das Dankbarkeitsgefühl vor Ihrem inneren Auge erscheinen lassen und mental danken.
Dankbarkeitstagebuch – Über die wohltuende Wirkung von Tagebuchschreiben auf unsere Psyche habe ich bereits berichtet. Das Dankbarkeitstagebuch ist eine Kurzversion, bei der man sich täglich für wenige Minuten auf die Dinge konzentriert, für die man dankbar ist. Egal, ob Sie diese Dinge digital oder manuell niederschreiben, ob Sie Stichworte benutzen oder kleine Texte schreiben, wichtig ist, dass Sie Ihren Blick auf auch vermeintlich Nichtiges wenden wie „beim Frühstückskaffee aus dem Fenster geschaut“ oder „mit dem Nachbarn geplaudert“. Auch Dinge, die selbstverständlich erscheinen, kann man aufschreiben, wie „genug zu essen und zu trinken haben“.
Positiver Tagesrückblick ‒ Statt über etwas zu grübeln und am Ende nicht schlafen zu können, kann man den Tag auch vor dem Einschlafen Revue passieren lassen. Konzentrieren Sie sich auf fünf Dinge, die Ihnen am Tag passiert sind und für die Sie dankbar sind – schliessen Sie das, wenn Sie mögen, in ein Gebet oder in einen Segen ein.
Lebenslauf der Dankbarkeit ‒ Schreiben Sie Ihren Lebenslauf anders auf, als Sie es möglicherweise von der Arbeitssuche kennen. Statt Ausbildungsstätten oder Arbeitgeber als Wendepunkte in Ihrem Leben zu nennen, konzentrieren Sie sich auf Meilensteine in Ihrem Leben, für die Sie dankbar sind. Erweitern Sie diesen CV fortlaufend – gerne auch um Sinneseindrücke oder Bilder.
Gutes Gelingen und viel Spass beim Ausprobieren - und vor allem: VIELEN DANK für's Lesen!
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