Im heutigen Sprachgebrauch wird unter Kreativität v. a. die Fähigkeit zur Lösung für ein Problem mit vorher nicht gedachten oder vorhandenen Mitteln verstanden. Kreativ ist auch, Informationen neu zu formatieren bzw. neu zu verbinden und aus Denkmustern auszubrechen. Der Kreativprozess sollte sich jedoch an elementaren Grundphasen orientieren.
Kreativität entsteht selten in völlig chaotischem Umfeld. Einfach laufen lassen, mag kreative Ideen erzeugen. Ob diese aber tatsächlich der Problemstellung Abhilfe verschaffen, mag dann auf einem anderen Blatt stehen. Denn auf einen Nenner gebracht bedeutet kreative Problemlösung: Durch divergentes Denken möglicherweise unkonventionelle Lösungen für ein spezifisches Problem zu finden. Gute Kreativitätsprozesse enthalten die folgenden vier Phasen in der einen oder anderen Form. Erfahrene Sitzungsleiter erlauben explizit den nichtlinearen Charakter, also ein Hin- und Herwechseln zwischen den Phasen.
Problem verstehen
Zunächst gilt es, ein klares Verständnis für das Problem zu entwickeln. Hier geht es um die Klärung der Frage: Worum geht es überhaupt? Was soll erreicht werden? Wenn das Problem definiert wurde, müssen alle verfügbaren Informationsquellen befragt werden, um möglichst viel über das Problem zu erfahren. Welche funktionierenden oder nicht-funktionierenden Lösungsansätze gibt es schon? Wie ist die Struktur des Problems? Am Ende steht im Idealfall eine zu beantwortende offene Frage.
Ideen generieren
In dieser Phase erfolgt das divergente Denken und Sammeln von Ideen und Lösungsvorschlägen. Quantität geht vor Qualität. Hier werden Ideen nicht analytisch und kritisch betrachtet. Offenheit ist angesagt!
Ideen bewerten
Nun gilt es, die gesammelten Ideen zu strukturieren und zu bewerten. Ideen können zum Beispiel gruppiert werden. Anschließend folgt eine analytische Betrachtung der einzelnen Ideen. Die Vorschläge werden auf Effektivität, Effizienz und Machbarkeit untersucht. Konvergentes Denken ist gefragt!
Idee umsetzen
Vielversprechende Ideen der Bewertungsphase müssen bei Bedarf zu einer vollwertigen Lösung ausgearbeitet werden. Die Lösung muss nun umgesetzt werden. Bei Erfolg ist der kreative Prozess abgeschlossen. Ansonsten kann ein wiederholter Durchlauf nötig sein. Nichtlineares, kreatives Problemlösen versucht, über geistige Umwege auf eine Lösung zu kommen. Lineares Problemlösen erfolgt dagegen geradlinig nach gewohnten und erlernten Mustern und Techniken (z. B. Mathematik). Kreatives Problemlösen kann zu besseren Lösungen führen, muss es aber nicht. Es kann auch vorkommen, dass am Ende des Prozesses keine umsetzbare Lösung vorliegt.Kreativität entsteht im Kopf. Das Gehirn benötigt bestimmte Voraussetzungen, um kreative Schaffensprozesse zu meistern. Gleichfalls gibt es Bedingungen, die das Gehirn hemmen. Kreative Prozesse im Gehirn zeichnen sich durch Aktivierung sowohl des präfrontalen wie auch des intuitiven Denkens aus. Gerade das intuitive Denken ist dabei anfällig für Störungen, die entstehen können durch
- Überforderung oder Versagensangst
- Strikte Zielorientierung, Fixierung auf einen Lösungsweg oder Methodenreiterei
- Zeitdruck, Perfektionismus oder Leistungsfixierung
- Glaubenssätze, Schere im Kopf oder Konformitätsdruck
- Heuristiken
- Trennung von Arbeit und Spiel
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