Personalfachleute auf der ganzen Welt setzen verstärkt auf Online-Assessment, wenn sie valide Aussagen darüber benötigen, welche Bewerber sich nach der Einstellung bewähren. Deutschland liegt beim Einsatz von internetbasiertem Assessment aber noch zurück, wie das cut-e Global Assessment Barometer 2016 verdeutlicht. Bei der Trendstudie wurden insgesamt 2.776 HR-Praktiker verteilt auf 14 Länder befragt. Aus Deutschland nahmen 202 Personalverantwortliche teil. Die Befragung wertet auch die einzelnen Länder aus. Sie wurde nun zum dritten Mal seit 2010 durchgeführt und ermöglicht auch, Veränderungen und Trends im psychometrischen Assessment auch von Land zu Land näher zu beleuchten.
Die Auswertung der Antworten aus Deutschland kam zu folgenden Ergebnissen: Die befragten deutschen Unternehmen setzen zu 36 Prozent ausschließlich Online-Assessment bei der Personalarbeit ein.Damit hat sich seit der ersten Befragung im Jahr 2010 der Einsatz des Online-Assessment in Deutschland fast verdoppelt. Dennoch hinkt Deutschland in diesem Punkt im internationalen Vergleich deutlich hinterher. So nutzen in Europa besonders intensiv Unternehmen aus Norwegen, Schweden und England mit bis zu 82 Prozent ausschließlich Online-Diagnostik, wobei der internationale Mittelwert bei 52 Prozent liegt. Aber 42 Prozent der deutschen Personalverantwortlichen gaben an, sie nutzten eine Kombination aus On- und Offline-Assessment. Auch wenn noch 22 Prozent der hiesigen Firmen Eignungsdiagnostik nur mit schriftlichen Fragebögen oder am PC im Unternehmen betreiben, zeigt sich deutlich, dass auch in Deutschland seit 2010 immer weniger Unternehmen reine Offline-Verfahren bevorzugen. Im internationalen Vergleich verwenden heute nur noch 12 Prozent reine Offline-Diagnostik. Der Trend hin zum Online-Assessment ist auch in Deutschland deutlich sichtbar, wenn auch weniger ausgeprägt als in anderen Ländern“, erklärt Dr. Achim Preuß, Gründer und Geschäftsführer der cut-e Gruppe. „Die meisten Unternehmen nutzen derzeit noch eine Zwischenlösung durch die Kombination von Online- und Offline-Versionen. Da aber auch für deutsche Firmen die Themen Arbeitswelt 4.0, digitaler Wandel und Big Data eine zunehmende strategische Bedeutung haben, müssen sie sich auf diese Entwicklung einstellen, wenn sie sich als moderner Arbeitgeber präsentieren wollen.“ Gerade im Hinblick auf die Arbeitsmarktbedürfnisse der Generation Y und Z sei es ratsam, dass Unternehmen modernste Technologien einsetzen. Denn Online-Assessment zähle zunehmend zum Standard in der Arbeit moderner HR-Abteilungen. In Zukunft werde man sich immer weniger leisten können, auf den Einsatz dieser modernen Instrumente zu verzichten, prognostiziert Preuß.
Bei welchen Mitarbeitern nutzen deutsche Unternehmen Assessment-Verfahren?
Der Trend ist eindeutig: Assessment-Verfahren werden mittlerweile flächendeckend bei allen Zielgruppen in deutschen Unternehmen eingesetzt – vom Auszubildenden bis zum Senior Manager. Spitzenreiter bei psychometrischen Assessment-Verfahren sind Angestellte mit 86 Prozent-Anteil, gefolgt mit jeweils 68 Prozent für die Auswahl von Auszubildenden, Hochschulabsolventen/Trainees sowie Junior Management-Positionen. Ein deutlicher Zuwachs mit einem Plus von 22 Prozentpunkten ist seit 2012 bei der Stellenbesetzung von Senior Management-Positionen zu beobachten. „Das spricht für die zunehmend hohe Anerkennung der psychometrischen Verfahren, um auf allen Ebenen gute Personalentscheidungen zu treffen. Denn Fehlbesetzungen können bekanntlich gravierende Konsequenzen haben“, sagt Preuß. Aber im internationalen Gesamtvergleich werden in Deutschland immer noch seltener höhere Managementpositionen mit Assessment-Verfahren ausgewählt. Unternehmen nutzen Assessment-Verfahren nach wie vor vorrangig zur Personalauswahl, integrieren sie aber auch früher in ihren Rekrutierungsprozess. Ein weiterer wachsensender Trend ist die stärkere Verwendung psychometrischer Lösungen in der Personalentwicklung. Insgesamt ist die Verbreitung eignungsdiagnostischer Verfahren in deutschen Unternehmen sehr hoch. Knapp drei Viertel setzen diese Instrumente ein. Damit liegt Deutschland im internationalen Vergleich um 11 Prozentpunkte höher und nimmt eine Vorreiter-Rolle an.
Welche Vorteile erwarten HR-Experten in Deutschland?
Drei von vier befragten Unternehmen in Deutschland (73 Prozent) versprechen sich von Tests und Fragebögen eine höhere Zuverlässigkeit ihrer Personalentscheidung und ein reduziertes Risiko, Fehlentscheidungen zu treffen. Die Vorhersage von Leistungen scheint aber mit 30 Prozent-Nennungen nicht so wichtig zu sein wie die Kosten- (47 Prozent) und Zeiteinsparung (55 Prozent). Wesentlich ist für die Personaler auch die bessere Begründbarkeit der jeweiligen Entscheidung.
Sonderfall: Die „German Angst“
Ein typisch deutsches Phänomen ist die Befürchtung, Bewerber könnten mit einem psychometrischen Auswahlverfahren frustriert oder verprellt werden. Dies geben 21 Prozent der befragten deutschen Unternehmen an, international aber nur 9 Prozent. Durch die immer stärker werdende globale Vernetzung ist jedoch zu erwarten, dass hier ein Mentalitätswandel im Gange ist. „Unsere Kunden melden uns regelmäßig zurück, dass Online-Assessment ihr Image als moderne Arbeitgeber festigt. Bewerber schätzen die eingesetzten Verfahren als sehr fair und transparent. Der positive Effekt moderner Online-Assessmentverfahren auf das Employer-Branding sollte daher nicht unterschätzt werden“, meint Preuß. Auch deutsche Unternehmen setzen – wie ihre internationalen Kollegen - auf mobile Assessment-Lösungen, die den validen Einsatz von Smartphones und Tablets bei Tests erlauben. So betonen 20 Prozent die Wichtigkeit mobiler Lösungen und Angebote. Vor allem für das Pre-Application-Assessment wird das mobile Assessment immer wichtiger. Diese Tests werden vermehrt im Vorfeld der Bewerbung genutzt. Es ist davon auszugehen, dass das mobile Assessment der Megatrends für die Zukunft werde. „Anbieter müssen daher Lösungen entwickeln, die eine ebenso gute psychometrische Qualität aufweisen wie die klassischen Desktop-Elemente“, fordert Preuß. Deutsche Personalexperten bewerten den Einfluss der demographischen Veränderungen auf die Personalarbeit, vor allem den Wettbewerb um knappe Talente, weitaus höher als ihre internationalen Kollegen. Das dürfte landesspezifische Ursachen haben. Bei der Wahl von externen HR-Partnern legen sie besonderen Wert auf die hohe psychometrische Qualität der Verfahren, auf stabile und sichere technologische Lösungen sowie auf die Datensicherheit. Das Deutsche Assessment Barometer 2016 und das Global Assessment Barometer können HR-Fachleute kostenlos anfordern.
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