Macht ist ein schönes philosophisches, sozialwissenschaftliches oder psychologisches Wort. In Unternehmen findet man drei Prototypen der Machtausübung.
Mitunter fragt man sich, warum dieser oder jener Macht bekommen hat. Mit dem ursprünglichen Wortsinn von Können/Fähigkeit/Tun kann das nicht immer zu tun haben. Menschen werden beispielsweise „weggelobt“, um dann mehr Schaden als zuvor anzurichten. Sie kommen in Verteilungskämpfen auf Posten, die sie selbst eigentlich abschaffen wollen (z. B. der aktuelle Bundesminister für Entwicklungshilfe). Das kennen wir als Peter-Prinzip. Der Umgang mit Macht will geübt sein. Folgende Prototypen lassen sich in Unternehmen finden: Autoritäten Sie leben Verantwortung, Konsequenz, Respekt und Wertschätzung, bieten Sicherheit und Schutz, ggf. auch Expertenwissen und sorgen so für Vertrauen und Verantwortungsbewusstsein. Sie erstreben Macht, um im Sinne der Sache tätig zu werden, streben Positionen an, erschaffen Organisationen, lassen sich wählen, um diese Autoritätsprinzipien zu leben. Dies ist eine Frage des Könnens (wie auch des Wollens), denn es gilt Loyalität gegenüber anderen, den gemeinsamen Interessen und sich selbst zu leben und zu bewahren. Autorität entsteht zunehmend durch Integrität, Mut zu Entscheidungen (und auch Fehlern), Wertebewusstsein und Selbstreflexion. Verweigerer Nichtsausüben von Macht führt zu entscheidungslahmen Organisationen, Gleichgültigkeit, unklaren Entscheidungswegen und -gründen und damit zu Abteilungsdenken und Insellösungen. Für manche scheint Macht jedoch „Pfui“ zu sein. Auch das ist eine Form von Machtausübung. So wie man nicht nicht-kommunizieren kann. Dies zeugt zugleich von wenig Loyalität gegenüber dem anvertrauten Verantwortungsbereich. Häufiger als die Überforderung mit Macht sehe ich bei Leadern die emotionale Verweigerung der Macht. Ein unklares Rollenbild, in dem sie nah am Menschen, perfekt in Entscheidungen und im Dogma des Betroffene-zu-Beteiligten-Machen agieren, sorgt hier für ein Machtvakuum, das oftmals dramatische systemische Auswirkungen hat. Karrieristen Sie halten sich vornehmlich an die von Robert Greene beschriebenen sechs Gesetze der Macht:
- Gib dich wie ein König, dann wirst du auch wie ein König behandelt
- Mach dich rar und betone das Gefälle zu anderen
- Setz dich auf das Informationsmonopol und beherrsche die Agenda
- Werde zum Mafia-Paten! Leistung nur gegen Gegenleistung
- Tarne und Täusche, um unberechenbar zu bleiben
- Beherrsche das Spiel von Intrige und Verleumdung
Für Karrieristen ist Macht etwas Erstrebenswertes: für das eigene Ego, die eigene Karriere, im Grunde für den eigenen Narziss. Pfui. Loyalität allein gegenüber den eigenen Interessen greift leider zu kurz. Und doch fordern manche Systemregeln in Unternehmen geradezu auf, eine narzisstische Störung zu entwickeln, um die Karriereleiter nach oben zu stolpern. Im schlimmsten Fall beherrschen sie dann zwar ihr Königreich, darin rumort es jedoch heftig – der wirtschaftliche Schaden, den sie verursachen, lässt sich nur erahnen. Statt Macht sollten sie eher eine Überweisung für die Couch bekommen.
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