Nach aktuellen Prognosen sinkt die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter von heute rund 50 Millionen bis zum Jahr 2050 auf 26,5 Millionen. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Fachkräften immer weiter an. Damit sind die Rollen im Bewerbungsprozess vertauscht: Unternehmen müssen um Mitarbeiter werben und nicht umgekehrt. Wer die Zeichen der Zeit nicht erkennt und umsetzt, dem droht ein Mauerblümchenstatus im Wettbewerb mit innovativen Unternehmen, die Bewerber anziehen.
Die Grundlage für ein erfolgreiches Recruiting
Grundlagen für ein erfolgreiches Recruiting sind:
- Sie wissen, wer genau die Zielgruppe ist, die Sie suchen und wo Sie sie finden (z.B. auf Onlineplattformen).
- Sie wissen, was Sie als Arbeitgeber auszeichnet und Sie im Vergleich zu anderen Arbeitgebern attraktiv macht.
- Sie wissen, dass die heutige Generation junger, gut ausgebildeter Bewerber Faktoren wie Work-Life-Balance wichtiger sind wie steile Karrierewege und Top-Gehalt.
- Sie formulieren individuelle Stellenanzeigen, die Aufmerksamkeit wecken, statt althergebrachte, starre Formulierungen zu verwenden.
- Sie sind sich bewusst, dass der Beste für Sie nicht unbedingt der Notenprimus ist, sondern der, der als Mensch optimal zu Ihnen passt.
- Im Bewerbungsgespräch präsentieren Sie überzeugend Ihre Vorzüge als Arbeitgeber.
- Sie achten im Vorstellungsgespräch besonders auf die Soft Skills und prüfen, wie der Kandidat von seiner Persönlichkeit her zu Ihnen passt. (Idealerweise haben Sie sich vor dem Gespräch schon mit einem eignungsdiagnostischen Test, zum Beispiel PERSOscreen, einen Überblick über die Eigenschaften des Bewerbers verschafft.)
- Sie behandeln den Bewerber wie einen guten Kunden und halten ihn mit Zwischenbescheiden über den Verlauf des Bewerbungsprozesses auf dem Laufenden.
- Sie geben dem Bewerber einen Einblick in sein Arbeitsgebiet und stellen ihn seinen potenziellen Kollegen vor.
- Auch wenn Sie einem Bewerber absagen, bemühen Sie sich um eine persönliche Kommunikation. So erhöhen Sie die Chance, dass der Bewerber Sie in guter Erinnerung behält. Vielleicht kommen sie bei anderer Gelegenheit wieder zusammen oder der Kandidat empfiehlt Sie anderen Bewerbern weiter.
Zauberwort „Employer Branding“
„Employer Branding“ ist mittlerweile in aller Munde. Ziel dabei ist, dass das Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber bekannt ist. Employer Branding funktioniert am besten bei einem guten Zusammenspiel aus internen und externen Maßnahmen. Im Employer Branding bei den schon vorhandenen Mitarbeitern anzusetzen, macht Sinn, denn, wer könnte besser für das Unternehmen „Werbung“ machen wie die Menschen, die dort tätig sind?
Zum internen Employer Branding gehören alle Maßnahmen, bei denen die eigenen Mitarbeiter im Fokus sind. Manche Unternehmen setzen ihre Mitarbeiter bei der Bewerbersuche in Form von Fotoshootings oder Recruiting-Videos ein. Damit das authentisch wirkt, ist eine gute Kommunikationskultur im Unternehmen unabdingbar. Hierüber lassen sich auch Arbeitgeberwerte gut platzieren, zum Beispiel mit Hilfe von Intranet, internen Newslettern oder firmeninternen Blogs. Wenn Mitarbeiter gerne in ihrem Unternehmen arbeiten, werden sie anderen Menschen in ihrem privaten Umfeld davon erzählen und so von alleine Werbung für ihren Arbeitgeber machen.
Eine Imagefrage
Um nach außen ein gutes Employer Branding zu entwickeln, müssen Unternehmen vieles für sich klären. Eine Kernfrage ist: Welches Image kann und will ich vermitteln? Dann gilt es Strategien zu entwickeln, mit welchen Mitteln das umgesetzt werden kann. Hier ist vielfach die Beratung durch einen externen Experten sinnvoll – schon alleine, weil er einen neutralen Blick von außen auf das Unternehmen hat.
Die Aufgabe für Unternehmen wird in Zukunft nicht nur sein, die besten und richtigen Mitarbeiter zu finden, sondern Interessierten das anzubieten, was für sie attraktiv ist. Nur so kann man die Besten am Markt für sich gewinnen.
Bild: jacoblund, 2017