Wie geht das eigentlich? Wie sorge ich dafür? Was kann man tun, um motivierte, engagierte und leistungsbereite Menschen im Unternehmen zu erleben? Angesichts erschreckender Umfrageergebnisse bezüglich der Quote der inneren Kündigungen oder fehlenden Identifikation mit dem Arbeitgeber und noch mehr angesichts des Ausdrucks im alltäglichen Verhalten von Beschäftigten, begegnet mir diese Frage in Coachings oder Workshops immer wieder.
Einerseits verweise ich gern darauf, dass es DIE Betriebsanleitung für den Menschen nicht gibt, dazu sind unsere neuronalen Netzwerke zu komplex und einzigartig. Andererseits gibt es universale Prinzipien, die hier wirken bzw. missachtet werden. Das Erfolgsrezept könnte demnach lauten: Wer führen will, muss fühlen. ??
Wie bitte? Wir reden doch über Arbeit und die hat doch schließlich mit Verstand und Sachlichkeit zu tun. Das klingt doch jetzt wieder nach Pädagogengesülze. Mag sein. Aus den Neurowissenschaften wissen wir jedoch, dass sich soziale Schmerzen wie körperliche Schmerzen in unserem Gehirn bemerkbar machen. Sie wirken. Manch einen machen sie krank. Schlimmer ist jedoch, dass unser Gehirn sich emotional schützt. Erleben wir Ablehnung, fehlenden Respekt, mangelnde Wertschätzung, Unfairness oder Bevormundung, dann zeigt sich der negative Altruismus. Wir rächen uns. Das meist subtil und v. a. intuitiv. Mangelnde Identifikation mit dem Arbeitgeber ist daher kein Zufall. Es ist ein Symptom für eine systemische Krankheit: Fehlen von Sinn, mangelnde Freude, unterdrückter Spieltrieb, geknebelte Kreativität, Neidkultur usw. Von Robert Betz hörte ich den Satz: In einem Unternehmen arbeiten nicht nur die 100 Beschäftigten, sondern eigentlich 200, nämlich zusätzlich noch deren innere Kinder. Wie geht es unserem inneren Kind im Unternehmen, in dem es seinen Alltag erlebt? Fühlt es sich geliebt, gefördert, eingebunden, spielerisch aktiviert, zugehörig…?
Oder: Wenn Ihr Unternehmen ein Schaufenster wie in dem Videospot hätte, welche Bilder würde die Kamera dann einfangen?
Führungskräfte tragen ihre eigenen Gefühle in jede zwischenmenschliche Interaktion. Daher können sie noch so sehr an Techniken für Feedback oder Gesprächsführung arbeiten, sie sind nur die Methoden. Wichtiger ist die Haltung, ist der eigene innere Kompass. Und hierfür sollte ich fühlen können – mich selbst, mein Gegenüber und unsere Interaktion. In Süditalien erlebe ich immer wieder, wie Kommunikation gelingt, ohne dass ein ausreichender sprachlicher Kodex vorliegt – wir verstehen uns quasi ohne Worte. Wer in der Lage ist, seine eigene Freude zu nähren und zu spüren, kann echtes und lebendiges Feedback geben, das Herzen berührt. Wer seine eigene Passion kennt und sie lebt, kann zu Sinn und Tun anstiften. Wer seine eigene Bedürftigkeit ausdrücken kann, wird die notwendige Unterstützung bekommen. Und wer bereit und fähig ist, sich so auf andere einzulassen, all dies auch bei ihnen verstehen zu wollen, der hat die wichtigsten Zutaten für erfolgreiches Führen und Unternehmertum beisammen. Denn daraus kann ein energiereiches, lebendiges, motivierendes und sinnstiftendes Umfeld entstehen, in dem Menschen aus sich selbst heraus ihr Bestes geben. So sind Mensch und Wirtschaft natürlich verbunden.
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