Eine große Kraft der wissensbasierten Gesellschaft liegt in den Netzwerken. Denn die Zeit der linearen Kommunikation und vor allem der vertikalen linearen Kommunikation ist vorbei. Nachrichten von oben nach unten zu schicken, ist gleichbedeutend mit der Vergewaltigung der Welt des Netzes. Wenn ich jemandem etwas erfolgreich kommunizieren will, dann wecke ich in ihm ein Muster, also wieder ein Wertemuster, auf das er dann emotional reagieren kann. Unsere Wertemuster sind auch die Quellen unserer Leidenschaften. Man kann kein Muster definieren, das heißt, in jemand anderem bestimmen. Das ist einfach unmöglich. Und das bedeutet: Jegliche Bemühung, mittels zentralisierter Werte eine Kultur von oben nach unten erschaffen zu wollen, ist hoffnungslos zum Scheitern verurteilt.
Eine wertebasierte Unternehmenskultur zu etablieren, kann nur funktionieren, indem wir die Kraft der Netzwerke nutzen – mittels diskursiver, das heißt unmittelbar durchgeführter Prozesse, deren Ergebnis eine für alle akzeptable Einigung ist, eine gemeinsame Wertordnung. Ein autoritärer Führungsstil widerspricht dem selbstverständlich und führt innerhalb der Unternehmen häufig über eine unklare Wertordnung zu Demotivation.
Ein Beispiel aus der Praxis
Auch Sie haben vielleicht schon erlebt, was passiert, wenn beim Bau einer Wohnsiedlung oder eines Wohnparks die Strecken für die Fußwege am Schreibtisch entworfen werden, sagen wir, von der Bushaltestelle zu den anliegenden Häusern oder dem Einkaufszentrum. Zwischen den Gehwegen werden hübsche Blumenbeete oder einfach nur Rasenflächen angelegt.
Das Endergebnis dieser sorgfältigen Planung ist meist, dass die Menschen beginnen, den Weg zu gehen, der für sie selbst optimal und logisch scheint, und sich dabei nicht um den Rasen und die Blumenbeete kümmern. Nach einigen Monaten zeigt sich dann ein vollkommen anderes, organisch entwickeltes Netz von Wegen und Pfaden. Genau dasselbe passiert auch in Organisationen, die ihre Werte von oben nach unten bestimmen und die individuellen Wünsche und Bestrebungen ihrer Mitarbeiter nicht miteinbeziehen.
Die Hauptaufgabe moderner Führung liegt darin, Werte, Talente und Ziele in Einklang zu bringen.Dazu gibt es drei wichtige Regeln:
Die Ziele bestimmen wir gemeinsam, über die Werte einigen wir uns, unsere Talente lernen wir kennen.
Das bedeutet im Vergleich zum alten Führungsstil, bei der die Führungskraft möglichst alles bestimmen wollte, einen klaren Paradigmenwechsel.
Führungskräfte brauchen heute ein Tool, um wichtige und mehrheitlich verborgene Leistungskomponenten messbar und sichtbar zu machen. Über die objektive Beurteilung dieser Werte kommt man mit dem Mitarbeiter, individuell und auch im Team, einfacher ins Gespräch und letztendlich besser an das gemeinsame Ziel. Der offene Umgang schafft Vertrauen.
Die Entwicklung der Axiologie nach Professor Robert S. Hartman ermöglicht das objektive Messen der Werte und hilft dabei, unsere konkreten Handlungen zu beurteilen und Entscheidungen im Zusammenhang mit uns selbst und der Welt um uns herum zu treffen. Es handelt sich dabei um eine mathematisch exakte Ermittlung, die objektiv zeigt, wie unser Verstand unsere Erfahrungen identifiziert und bewertet, ja sogar Schlüsse darüber zulässt, wie wir in verschiedenen Situationen vermutlich reagieren werden.
Im Wesentlichen untersucht diese Wissenschaft, wie wir denken. Sie hilft uns, jene Muster zu verstehen, auf deren Grundlage wir urteilen, und nimmt unsere Entscheidungen genau unter die Lupe. So können wir Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Wertesysteme von Teammitgliedern identifizieren, um mittels dieser Erkenntnis einen fruchtbaren Dialog über die Werte in der Organisation zu beginnen.
Maximilian Malchiner, Geschäftsführer Innermetrix Deutschland GmbH, Executive Coach, Leadership Trainer, Autor