Bei Mitarbeiterbefragungen handelt es sich um eine Methodik, bei der Unternehmen das Know-How eines Mitarbeiter zu einem bestimmten Thema befragt. Die Abfrage erfolgt schriftlich per Fragebogen.
Das HR-Vergleichsportal PEATS beschreibt, wie Mitarbeiterbefragungen ablaufen, welche Ziele damit erreicht werden können und welche Tools sich hierfür anbieten.
Was sind Mitarbeiterbefragungen?
Mitarbeiterbefragungen sind Erhebungen, die Unternehmen in regelmäßigen Abständen durchführen, um allgemeine oder spezifische Informationen zu erhalten. Sie fungieren als Instrument zur Evaluation und helfen dabei, Unternehmens- und Organisationsprozesse zu planen und zu steuern.
Mitarbeiterbefragungen: Ziele und Anwendungsmöglichkeiten
Die Ansätze und Ziele von Mitarbeiterbefragungen sind vielseitig. Ähnlich wie bei einem 360°-Feedback-System geht es auch bei einer Mitarbeiterbefragung darum, wichtige Insights der eigenen Belegschaft einzufordern. Sie helfen Personalabteilungen und der gesamten Unternehmensführung dabei, ihre Arbeit zu reflektieren und neue Prozesse anzustoßen.
Die Ziele, die ein Unternehmen mit einer Mitarbeiterbefragung verfolgt, sind zum Beispiel
- ein sogenanntes Stimmungsbarometer, um die aktuelle Stimmung im Unternehmen widerzuspiegeln
- die Evaluation von Führungsqualitäten
- die strategische Steuerung und das Controlling von HR- und Unternehmensprozessen
Die Effekte und Erfolge, die eine Mitarbeiterbefragung ermöglicht, sind aber weitaus größer. Zu den Wirkungen zählen unter anderem
- Optimierung der Arbeitsatmosphäre im gesamten Unternehmen
- Verbesserung von Mitarbeitermotivation, Mitarbeiterzufriedenheit und Mitarbeiterbindung
- Verbesserung von Führungsverhalten
- einfache Umsetzung von Change-Management-Prozessen
Eine Mitarbeiterbefragung dient also nicht nur der Informationsbeschaffung zu ausgewählten Themen. Es ermöglicht eine Entwicklung von gezielten Maßnahmen, um vorhandene Probleme zu lösen und schafft eine positive Wirkung bei der Belegschaft. Dies bestätigt auch Prof. Dr. Sliwka von der Universität Köln in einem Gespräch mit Haufe. Wer auf das Know-How und den Wissensschatz seiner Mitarbeiter zurückgreift, symbolisiert damit eindeutig ihre Relevanz im Unternehmen Dies ist eine besonders wichtige Form der Wertschätzung und stärkt die Motivation der Belegschaft, aktiv an den Veränderungen im Unternehmen beizutragen. Diese Veränderungen können sich gezielt auf ein Themenfeld spezialisieren oder ganz unspezifisch das gesamte Unternehmen betreffen.
Mitarbeiterbefragungen: HR-Software auf PEATS finden und vergleichen
Gezieltere Informationen und Anwendungsmöglichkeiten finden Sie übrigens in den einzelnen Tool-Profilen unserer Anbieter. Die Anbieter inklusive ihrer jeweiligen Instrumente finden Sie unter Mitarbeiterbefragungen im PEATS Toolfinder. Die Tools für diesen Bereich bieten unterschiedliche Eigenschaften und Bauteile, die vor allem dabei helfen, Fragenkomplexe unterschiedlich zu modellieren und zusammenzusetzen. Da viele über integrierte Auswertungstools verfügen, die Statistiken in verschiedenen Darstellungen aufbereiten, müssen Unternehmen nicht mit zusätzlichen Tools arbeiten. Meistens gibt es auch eine Free-Version, mit der allerdings nicht alle Funktionen möglich sind.
Die größten Fehler bei Mitarbeiterbefragungen
Unternehmen, die im Umgang mit Mitarbeiterbefragungen noch nicht viele Erfahrungen gemacht haben, können hier einige Fehler begehen und damit das eigentliche Ziel der Befragung verfehlen.
Mitarbeiterbefragungen werden unterschätzt
Auch wenn laut einer Studie von Questback aus dem Jahr 2015 90 Prozent der Unternehmen schon einmal eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt haben, wird die Relevanz eines solchen Instruments für strategische Feedbacks oft unterschätzt. Da viele Unternehmen den Mehrwert der Befragungen (noch) nicht erkennen oder Personalkosten einsparen möchten, werden für die Konzeption und Recherche der Mitarbeiterbefragung nur wenig Ressourcen eingesetzt. Dies kann dementsprechend zu einer unzureichenden Planung und Umsetzung des Projektes führen.
Da für die Erstellung einer tiefergehenden Befragung wichtiges Hintergrundwissen zum Unternehmen unerlässlich ist, sollten sich vor allem strategisch-starke Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit Führungskräften mit der Aufgabe befassen. Erfahrungen mit der Konzeption von Fragebögen ist ebenso relevant wie die genaue Kenntnis um Betriebsabläufe und strategische Unternehmensziele. Nur wer Zeit und ausreichend Informationen hat, kann mit dem komplexen Projekt Mitarbeiterbefragung erfolgreiche Ergebnisse erzielen.
HR-Manager, Geschäftsführung und Datenschutzbeauftragte sind die Personen, die an der Erstellung, Durchführung und Auswertung einer Mitarbeiterbefragung im Unternehmen beteiligt sind. Soll die Befragung einen spezifischen Bereich des Unternehmens beleuchten, sind die entsprechenden Führungskräfte ebenfalls involviert. Eine externe Beratung ist bei der Konzeption und Evaluation sinnvoll. Unternehmen sollten vor dem Beginn der Konzeption ein Projektteam aufstellen und dieses transparent in die Belegschaft kommunizieren.
Der Fragebogen ist schlecht konzipiert
Das Ergebnis der Mitarbeiterbefragung steht und fällt mit dem Fragebogen. Deshalb ist es wichtig, alle potenziellen Fehlerquellen aus dem Fragebogen auszuschließen:
- Lange und verschachtelte Sätze sowie eine komplizierte Sprache mit vielen Fachbegriffen führen zu hohen Abbrecherquoten.
- Doppelte Verneinungen, Übertreibungen oder doppeldeutige Begriffe begünstigen Missverständnisse und Fehlinterpretationen.
- Mehrere Abfragen in einer Frage verfälschen das Ergebnis.
- Ein Mangel an Informationen zur Erhebung schaffen Misstrauen und erhöhen die Abbrecherquoten.
Die Inhalte des Fragebogens sollten so gestellt sein, dass sich alle Mitarbeiter angesprochen fühlen. Dies bezieht sich nicht nur auf die sprachliche Formulierung, sondern auch auf die zu evaluierenden Themen selbst. Betriebsabläufe und vorhandene Prozesse im Unternehmen müssen berücksichtigt werden. Wer mit dem Inhalt einer Frage kaum Berührungspunkte hat, wird schneller abbrechen. Beim Konzept der Fragestellung sollten HR-Manager also einen Bezug zum alltäglichen Job herstellen.
Nach dem Fragebogen folgt in der Regel ein kurzer Abschnitt, mit dem die sozio-demografischen Daten erfasst werden. Um die Anonymität zu wahren und eine spätere Rückverfolgung der Antworten zu vermeiden, sollten Unternehmen hier nur so viel wie nötig erfragen. Typische Angaben sind beispielsweise das Geschlecht, das Alter sowie die Betriebszugehörigkeit.
Es fehlt an Kommunikation und Transparenz
Nur wer von Anfang an Ziele und Ablauf der Mitarbeiterbefragung transparent kommuniziert, erhält am Ende sinnvolle und verwertbare Ergebnisse und vor allem zufriedene Mitarbeiter.
Bevor ein Mitarbeiter auf den Fragebogen geleitet wird, sollte er klar und deutlich Informationen darüber erhalten, welche Absicht das Unternehmen mit der Mitarbeiterbefragung verfolgt, was mit den Antworten passiert und inwieweit die Belegschaft über die Ergebnisse in Kenntnis gesetzt wird. Hier sollten Unternehmen mit der internen Unternehmenskommunikation Rücksprache halten, wie das Thema am besten kommuniziert werden soll. Bei großen Unternehmen mit mehreren Niederlassungen lohnt sich eine breite Streuung über alle Kanäle (Intranet, Mitarbeiterzeitschrift, Rundmails, regelmäßiger Aufruf in Meetings). Es ist sinnvoll, hier bereits über die wichtigsten Rahmenbedingungen zu informieren:
- Was ist das Ziel der Durchführung?
- Wie lange erfolgt die Durchführung?
- Bis wann kann der Mitarbeiter mitmachen?
- Was ist beim Antwortformat zu beachten?
- Welche technischen Voraussetzungen sind notwendig? Funktioniert die Erhebung auch per Smartphone?
- Wird die Anonymität der Teilnehmer gewahrt?
Neben einer Einladungsmail und einem eventuellen Reminder sollte das Projektteam gleich festhalten, wie die Ergebnisse und die sich daraus abgeleiteten Maßnahmen kommuniziert werden sollen. Hierfür eignen sich Präsentationen oder ausführlich aufbereitete, schriftliche Dokumente.
Um die Akzeptanz bei der Belegschaft noch weiter zu erhöhen, ist es sinnvoll, den Betriebsrat in die Organisation des Projektes zu integrieren und ein Zeichen für Transparenz zu setzen.
Fazit
Richtig eingesetzt sind Mitarbeiterbefragungen sinnvolle und ergiebige Werkzeuge, um viel Potenzial aus dem Wissen der eigenen Mitarbeiter herauszuholen. Sie helfen dabei, Prozesse und Veränderungen zu hinterfragen und Maßnahmen im Sinne der Belegschaft zu integrieren.
Bild: sanjeri, 2016