Die Persönlichkeitsstörungen Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie werden unter dem Begriff Dunkle Triade zusammengefasst.
Das HR-Vergleichsportal PEATS beschreibt die Unterschiede zwischen den einzelnen Störungen, wie diese mit eignungsdiagnostischen Instrumenten gemessen werden können und inwieweit Studienwahl und Geschlecht bereits Aussagen über Persönlichkeiten mit Dunkler Triade treffen.
Was ist die Dunkle Triade?
Zu der Dunklen Triade zählen verschiedene Ausprägungen von Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie. Menschen mit diesen Persönlichkeitsstörungen sind oft egozentrisch und handeln rücksichtslos. Macht, Status und Dominanz sind Begriffe die im Zusammenhang mit der Dunklen Triade häufig genannt werden. Dieses Streben nach Einfluss ist oft der Grund, weshalb sie im beruflichen Kontext nicht selten in Führungspositionen gelangen. Personen mit stark ausgeprägten Eigenschaften der Dunklen Triade fördern außerdem eher unkonstruktives und unprofessionelles Verhalten im beruflichen Kontext wie beispielsweise Mobbing. Die Bezeichnung Dunkle Triade geht auf den Psychologen Delroy L. Paulhus zurück.
Die Dunkle Triade: Narzissmus, Machiavellismus, Psychopathie
Was sind Narzissten?
Wir können Narzissmus als alltägliche Störung bezeichnen, da wir Menschen mit einer leichten narzisstischen Ausprägung oft begegnen. Narzissten sind auf den ersten Blick in der Regel sympathische und charismatische Personen, die oft keine langfristigen Bindungen zu anderen Menschen aufbauen können. Narzissmus kann sich auf verschiedene Weisen bemerkbar machen: Ein Narzisst als Führungskraft oder ein Kollege mit einer narzisstischen Störung machen sich in der Regel mit einem Hang zu Innovationen und Tatendrang, aber auch zu übersteigerter Selbstliebe bemerkbar. Dies ist abhängig von der Ausprägung. Sie können für ein Unternehmen zum Problem werden, wenn durch ihr Verhalten beispielsweise wichtige Personen den Betrieb verlassen oder sie für ein Projekt zu viel riskieren.
Was sind Machiavellisten?
Für einen Machiavellisten steht das Erreichen der eigenen Ziele im absoluten Fokus. Macht spielt hier eine entscheidende Rolle. Hat der Machiavellist sein Ziel erreicht, muss dieses um jeden Preis erhalten bleiben - für ihn hat in diesen Situationen eine Moral oder eine Gesetzgebung keinen Wert. Er handelt manipulativ, ist aber weniger selbstverliebt und eitel als der Narzisst. Die Bezeichnung Machiavellismus leitet sich vom italienischen Philosophen und Politiker Niccolò Machiavelli ab.
Was sind Psychopathen?
Der Psychopath handelt empathielos und ohne Rücksicht auf andere. Ein psychopathischer Charakter schreckt weder vor Lügen noch vor manipulativem Verhalten zurück. Ihn zeichnet ein stark analytisches Verhalten und die Berechnungen von emotionalen Handlungen anderer aus, was beim Erreichen von einflussreichen Führungspositionen eine wichtige Rolle spielt. Man sagt Psychopathen eine starke Risikoaffinität sowie ein impulsives und verantwortungsloses Verhalten nach.
Sind Dunkle Triaden im beruflichen Umfeld messbar?
Einhergehend mit der hohen Anzahl an Führungskräften mit den beschriebenen Persönlichkeitsstörungen und dem damit verbundenen Risiko für ein Unternehmen besteht im HR-Management der Wunsch nach aussagekräftigen eignungsdiagnostischen Instrumenten, um dunkle Persönlichkeitsstörungen sichtbar zu machen.
Verschiedene Verfahren der Eignungsdiagnostik eignen sich zwar, um Kompetenzen und Verhalten zu messen, diese geben jedoch keine eindeutigen Hinweise auf eine narzisstische oder psychopathische Persönlichkeitszüge. Laut der Psychologin Dr. Sara Wellenzohn reicht auch das Big Five-Modell nicht aus, um valide Ergebnisse der Dunklen Triade zu messen.
Hilfestellungen und erste Hinweise für ein auffälliges Verhalten geben außerdem Verfahren wie 360°-Feedback-Systeme. Der Blick aus verschiedenen Perspektiven (Kollegen, Kunden, Vorgesetzte) auf das Verhalten einer Person hilft dabei, Persönlichkeiten mit Eigenschaften der Dunklen Triade im beruflichen Umfeld (subjektiv) wahrzunehmen. Die passenden 360°-Feedback-Tools finden Sie im PEATS-Toolfinder.
Es gibt zwar einige klinisch psychologische und therapeutische Tests, in denen zum Beispiel narzisstische Eigenschaften ermittelt werden können. Diese sind jedoch nicht auf das Arbeitsleben übertrag- und implementierbar. Darüber hinaus stoßen Eignungsdiagnostiker hier schnell an ethische und rechtliche Grenzen. Das Problem hierbei sind einzelne Items: Bei rechtlich bedenklichen Aussagen wie Ich habe bereits etwas gestohlen oder Ich bin bereits in ein Gebäude eingebrochen handelt es sich um Items, die zwar Rückschlüsse auf die Messung einer Dunklen Triade zulassen könnten, im beruflichen Zusammenhang aber keinerlei Verknüpfungen darstellen. Die Frage nach dem Ausüben von Einfluss auf andere ist dagegen rechtlich weniger bedenklich und stößt aufgrund des eindeutigen Bezugs zum Job auf eine höhere soziale Akzeptanz.
Valide Messverfahren zur Dunklen Triade im beruflichen Umfeld gab es lange nicht, da viele Verfahren neben der rechtlich bedenklichen Items keine ausreichend signifikanten Ergebnisse hervorbrachten, um narzisstische, machiavellistische oder psychopathische Arbeitseinstellungen zu verifizieren. Neue Tools, die mehrere Validitätsstudien durchlaufen haben, darunter zum Beispiel das des Anbieters Hogrefe, ermöglichen hier eindeutigere Messwerte. Mit neuen Verfahren können narzisstische, machiavellistische oder psychopathische Einstellungen mit beruflichen Faktoren wie sozialer Kompetenz oder Leistungsmotivation in Korrelation gesetzt werden. Eine Implementierung in das berufliche Umfeld ist dann kein Schwierigkeit mehr.
Weitere Messverfahren sind in Planung: So untersucht die Professorin Dr. Marion Büttgen von der Universität Hohenheim in einem aktuellen Projekt mit dem Titel "Eine empirische Untersuchung der Dunklen Triade mittels automatisierter Sprachanalyse", inwieweit eine psycholinguistische Software anhand von Spracherkennung narzisstische oder machiavellistische Züge kenntlich machen kann.
Persönlichkeitsstörungen und die Studienwahl
Inwieweit die unterschiedlichen Persönlichkeitsstörungen bereits vor dem Berufseintritt erkennbar sind, hat eine aktuelle Studie untersucht: Das Magazin Wirtschaftspsychologie aktuell berichtet über eine Studie aus dem Jahr 2017, die den Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen der Dunklen Triade und der Studienwahl untersucht hat. Das Ergebnis: Narzissten, Machiavellisten und Psychopathen studieren eher Wirtschaftswissenschaften. Die geringsten Werte konnte die Untersuchung bei Studierenden aus dem Fach Psychologie ausmachen.
Dunkle Tirade Studie: Männer und Frauen gleichermaßen betroffen
Das Team um Prof. Dr. Marion Büttgen der Universität Hohenheim hat außerdem in einem Beitrag "Starke Dunkle Triade" aus dem Jahr 2016 untersucht, ob es zwischen männlichen und weiblichen Führungskräften unterschiedlich starke Ausprägungen von Merkmalen der Dunklen Triaden gibt. Das Ergebnis ist für viele vielleicht überraschend: Das Geschlecht hat keinerlei Einfluss auf Persönlichkeitsanteile. Frauen und Männer haben gleich starke Tendenzen diese dunklen Persönlichkeitsmerkmale aufzuweisen. Tatsächlich ist bei weiblichen Top-Managerinnen das rivalisierende, narzisstische und extrovertierte Verhalten noch ausgeprägter als bei den männlichen Kollegen.