Für erfolgreiche Personalentwicklungskonzepte ist ein erfolgreiches Talent Management unerlässlich. HR-Manager müssen die Begabungen ihrer Mitarbeiter kennen und wissen, welche Möglichkeiten das eigene Arbeitsplatzumfeld bietet, um diese Talente zu entfalten. Aber was ist eigentlich Talent und warum ist es so sinnvoll, die Begabungen seiner Mitarbeiter auszugraben?
Zum Einstieg: die Herkunft des Begriffs Talent
Wer nach den Ursprüngen des Wortes "Talent" sucht, stellt schnell fest, dass es zunächst nichts mit irgendeiner Form von Begabung zu tun hatte. Vielmehr steht "talanton" im Altgriechischen für Gewicht bzw. Waage. Vor allem handelte es sich bei Talenten in der Antike um Vermögenseinheiten. Diese fanden im Gleichnis von den anvertrauten Talenten sogar Eingang in die Bibel. Die Geschichte hierzu ist schnell erzählt: Ein Herr gibt seinen drei Dienern, je nach ihren Fähigkeiten eine unterschiedliche Anzahl von Talenten. Der Diener mit fünf Talenten verdoppelt sein Vermögen. Ebenso ergeht es dem Diener mit zwei Talenten. Der Diener mit einem Talent vergräbt das Geld dagegen und bringt entsprechend keinen Gewinn mit nach Hause. Das Talent wird ihm daraufhin vom Herrn abgenommen und dem reichsten Diener zu seinem Anteil hinzu gezahlt. Aus dieser Geschichte heraus fand das Wort "Talent" im Sinne von Begabung Eingang in die französische und englische Sprache und und wurde später ins Deutsche übernommen.
Das Ausgraben verborgener Talente
Die biblische Geschichte ist in mehrfacher Hinsicht interessant und ein Sinnbild für den Umgang mit Talenten in unserer heutigen Zeit. Mehrere Begabungen gleichzeitig zu besitzen, ist von großem Vorteil und steigert in der Regel die Erfolgsaussichten - vorausgesetzt natürlich, die Talente werden richtig eingebracht. Ein verborgenes Talent ist jedoch wertlos, weil es niemand sinnvoll fördern oder nutzen kann.
Das Talent Management hat deshalb im ersten Schritt vor allem mit einem zu tun: Dem Ausgraben des Talents. Das Entdecken der (latenten) Talente ist sowohl für neue Kandidaten als auch für bereits bestehende Mitarbeiter relevant. Entsprechend wichtig ist die Rolle der Eignungsdiagnostik beziehungsweise der Personalentwicklung innerhalb des Talent Management.
Je früher ein Talent erkannt wird, desto schneller lässt es sich trainieren und nutzen. Dieses Training ist von entscheidender Bedeutung, da Talent alleine nicht Erfolg generiert. Ganz unabhängig davon, um welche Disziplin es sich handelt, gehört neben der Begabung auch immer ein gewisses Maß an Übung hinzu, um ein Talent wirklich zur Entfaltung zu bringen. Doch wie stellt sich die Suche nach Begabungen beim Talent Management eigentlich praktisch dar?
Nutzbare Talente suchen und fördern
Wenn es um die Suche nach Talenten geht, muss zunächst festgelegt werden, in welche Richtung diese Suche eigentlich steuert. Schließlich gibt es nur eine begrenzte Zahl von Begabungen, die unabhängig von der Branche einen ökonomischen Mehrwert darstellen. Eine herausragende fußballerische Begabung etwa ist nur für Profi-Vereine von besonderem Interesse.
Im Rahmen der Personalentwicklung geht es für Talent Manager deshalb vor allem darum, Begabungen der Mitarbeiter zu finden und vor allem diese zu fördern, die für zukünftige Führungsaufgaben im Unternehmen Bedeutung haben. Die Eignungsdiagnostik hat entsprechend zum Ziel, die in diesem Zusammenhang relevanten Persönlichkeitsmerkmale herauszufiltern.
Da in Zeiten des demografischen Wandels und der Digitalisierung der Kampf um die besten Köpfe in Zukunft deutlich härter geführt werden wird, kommt der Aktivierung solcher Potentiale entscheidende Bedeutung zu.
Wer die Talente seiner Mitarbeiter fördert, kann auf diesem Weg außerdem die Loyalität der Beschäftigten zum eigenen Arbeitgeber erhöhen. Denn wer sich als Talent anerkannt und gefördert fühlt, ist gegenüber Jobangeboten der Konkurrenz in der Regel deutlich weniger aufgeschlossen. Das Talent Management trägt also auch entscheidend zum Wohlfühl-Faktor im Unternehmen bei.
Mehr Weitblick in Personalentwicklung und Eignungsdiagnostik
Je weiter die Technik voranschreitet, desto komplexer werden die Zusammenhänge und Arbeitsabläufe. Eine entsprechend höhere Qualifikation ist für immer mehr Stellen unverzichtbar geworden. Dieser Trend wird auch in Zukunft weiter anhalten. Diese Entwicklungen aktiv mitzuverfolgen, wird für Unternehmen immer wichtiger und macht einen regelmäßigen Blick in entsprechende Fachzeitschriften bzw. Portale wie PEATS umso wichtiger.
Vor allem aber gilt es, in Sachen Personalentwicklung und Eignungsdiagnostik neue Wege zu gehen und den Fokus deutlich auszuweiten. Durch Digitalisierung, Globalisierung und sich schnell wandelnde Prozesse gilt es, nicht den Überblick zu verlieren. Dies betrifft auch den Blick auf aktuelle gesellschaftliche Themen wie die rasche Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen und Migranten. Das Informationszeitalter steckt in vielen Bereichen immer noch in seinen Kinderschuhen. Wissen wird dadurch zu einem immer wichtigeren Gut. Dies umso mehr für die Wirtschaft in Deutschland, die vor allem von ihrer hohen Fähigkeit zur Innovation in den unterschiedlichsten Bereichen profitiert.
Für die Umsetzung von Innovationen hilft ein hohes Maß an Bildung zwar weiter, muss aber mit entsprechenden intuitiven Fähigkeiten kombiniert werden, die erst im Laufe des Arbeitslebens trainiert werden und sich festigen. Das Entdecken von Talenten durch Eignungstests und die Umsetzung von Personalentwicklungskonzepten im unternehmerischen Bereich haben deshalb immer einen hohen Bezug zur Praxis.
Der passende Arbeitsplatz ist entscheidend
Die Herausforderungen des Talent Management wachsen weiter, auch wenn bereits ein verborgenes Talent ausgegraben wurde: Hat sich im Rahmen der Eignungsdiagnostik ein Talent gezeigt, geht es im nächsten Schritt darum, dieses effektiv zu fördern. Hierfür stehen unterschiedliche Maßnahmen zur Verfügung. Die wichtigste Rolle spielt dabei das Arbeitsumfeld.
Daher lautet die erste Frage: Können die erkannten Talente des Mitarbeiters am angedachten beziehungsweise derzeitigen Arbeitsplatz zur Entfaltung kommen?
Ist dies nicht der Fall, geht es im Weiteren darum, ob der Arbeitsplatz so umgestaltet werden kann, dass die entsprechenden Bedingungen sich verbessern lassen. Antworten hierauf finden Unternehmen vor allem dann, wenn sie über ausgereifte Personalentwicklungskonzepte und Personalstrategien verfügen. Bleiben diese Gedankenspiele ergebnislos, ist der letzte Schritt die Abwägung, ob das Talent für das Unternehmen so wichtig ist, dass es einen kompletten Wechsel des Arbeitsplatzes rechtfertigt. Eine langfristige Strategie ist für die Entscheidung und die optimale Nutzung aller Talente also zwingend notwendig. Entsprechend kommt der Suche nach Talent auch im Bereich Human Resources selbst in Zukunft steigende Bedeutung zu.
Begabung gezielt weiterentwickeln
Neben dem richtigen Einsatzort ist die Förderung besonderer Fähigkeiten durch weitere Maßnahmen notwendig. Hierbei spielen verschiedene Trainingsmaßnahmen und Fortbildungen eine wichtige Rolle. Die Lösung kann aber beispielsweise auch in einem mehrmonatigen Auslandsaufenthalt liegen. Mitarbeitergespräche, internes Mentoring und externes Coaching können hier weitere Bausteine bilden. Welche Techniken beim Talent Management zum Einsatz kommen, hängt entscheidend davon ab, welche Begabungen im Rahmen der Eignungsdiagnostik erkannt wurden. Sind diese eher akademischer Natur, kann auch die Weiterentwicklung in theoretischer Form erfolgen. Zeigen sich im Zuge der Personalentwicklung dagegen praktisch anwendbare Talente, sollten diese auch in der Praxis weiter geübt und manifestiert werden. Ob ein Zusatzstudium parallel zum Beruf oder der Sprung ins kalte Wasser durch einen Neuanfang in der Niederlassung in London der nächste und vor allem richtige Schritt ist, hängt deshalb immer stark von den Zielen und Interessen des Mitarbeiters ab.
Bild: stock_colors, 2016